Erikas Arme

Hypnose? – Erikas Arme

 Wie jeden 2. Mittwoch ist heute Anna mit ihrer Bearded Collie Hündin Nelly und dem Kaninchen Ria bei den Senioren zu Besuch. Nelly ist inzwischen eine sehr erfahrene Therapie Hündin. Auch Kaninchen Ria ist schon lange erfolgreich im Einsatz.

Die Ankunft des Trios in der Seniorenresidenz zaubert ein Lächeln in viele Gesichter, die Senioren werden aktiv, reden miteinander, schmunzeln oder schauen nur.

Regelmäßig besucht Anna Erika. Diese sitzt in ihrem Rollstuhl heute etwas abseits. Sie ist sehr bedrückt, dabei freut sie sich sonst ganz besonders darüber „ihre“ Nelly zu liebkosen, in dem langen Fell zu kraulen, sich auch mal abschlecken zu lassen. Heute ist dem nicht so. Erika wartet darauf ins Krankenhaus gebracht zu werden. Sie hat Probleme mit ihren Armen. Sie wollen sich nicht recht bewegen lassen und schmerzen unbarmherzig. Bisher konnten Nelly und Ria ihr stets Linderung verschaffen, zum Bewegen der Arme erfolgreich motivieren. Heute hängen beide Arme besonders steif herab und Erika will keinen Kontakt zu Hund und Kaninchen. Zu groß ist der Schmerz und das Unwohlsein. Unbeeindruckt von der Abwehr drängt sich Nelly einfach ganz dicht an Erika, legt ihren Kopf auf den Schoß und schaut Erika an, aus Augen, denen man absolut nichts verwehren kann. Alle ihre „Waffen“ setzt sie ein um Erika zum streicheln zu bewegen – Erika will heute nicht.

Also nimmt Anna Nelly beiseite, lässt Erika noch auf Ria schauen und will sich, Erikas Wunsch respektierend, verabschieden, da hat Nelly sich von der anderen Seite heran gemogelt, legt wieder den Kopf fest auf den Schoß und schaut mit dem treuesten Hundeblick der Welt. Ein Wunder. Erika hebt einen Arm und streichelt über Nellys wuschligen Kopf. Scheinbar selbst irritiert über diese Reaktion legt Erika ihren Widerstand ein wenig beiseite und genießt den Kontakt zu „ihrer“ Nelly. Anna und Erika beginnen zu reden, zunächst über Erikas Schmerzen, dann schnell über Hunde und andere Tiere. Später bekommt auch Ria noch ihre Streicheleinheiten. Nach einer viertel Stunde hält eine glückliche Erika Kaninchen Ria im Arm und hat vergessen, dass ihre Arme nicht gehorchen und schmerzen.

 Als die Verabschiedung unausweichlich wird bedankt sich Erika mit den Worten. Ich fühle mich jetzt wesentlich besser, die Schmerzen sind viel weniger intensiv und wenn es ihr schlecht geht will sie jetzt immer an Nellys und Rias Besuch denken und Anna solle noch ganz vielen Menschen mit den wunderbaren Tieren so viel Freude bringen.

 Vier Wochen später ist Erika verstorben.