Die Arbeit mit den Hunden in den Heimen ist derzeit unser Haupteinsatzgebiet. 219 Besuche in verschiedensten Senioreneinrichtungen haben meine Hunde Nelly und Tom von November 2003 bis Ende März 2005 erfolgreich gemeistert. Seit Januar 2005 werden sie von Frieda unterstützt. Mit einigen Einrichtungen gibt es eine sehr schöne regelmäßige Zusammenarbeit.
Meine Erfahrung ist, dass die Hunde drei einstündige Besuche pro Woche über einen längeren Zeitraum gut verkraften. Bei solch intensiver Arbeit ist entsprechender Ausgleich unerlässlich. Das heißt täglich eine Stunde im Rudel über die Wiesen toben. Genügend Ruhezeit nach der Arbeit und möglichst täglich Spielen mit dem zweibeinigen Rudelführer. Dabei sind Spiel und einige Unterordnungsübungen immer miteinander verknüpft.
Bei der Arbeit mit den Senioren steht der möglichst enge Kontakt zum Hund im Vordergrund. Der wird mittels Leckerli hergestellt. Dabei soll der Hund nicht nur das Leckerli manierlich aus der Hand nehmen und dann wieder verschwinden, sondern sich anfassen, streicheln und vielfach drücken lassen. Im besten Fall, bietet der Vierbeiner sich an zur Kommunikation mit dem jeweiligen Zweibeiner. Was so einfach aussieht hat seine Tücken. Die vielen gut gemeinten Liebkosungen sind für den Hund arger Stress. Dazu kommen räumliche Enge, unglaublich viele Gerüche, Geräusche, ungewöhnliche Bewegungen, technische Geräte und nicht zuletzt Speisereste an Sachen, Rollstühlen auf dem Fußboden und im Bett sowie Essen auf dem Tisch.
Um möglichst engen Kontakt herstellen zu können hat es sich bewährt, die Hunde auf einen Stuhl etc. zu setzen. Der kleine Tom darf mitunter direkt auf den Schoß. Zu Bettlägerigen dürfen die Hunde sich durchaus auch mal dazu legen. Das Bedürfnis der Senioren nach körperlichem Kontakt, Streicheleinheiten und verbaler Kommunikation ist groß. Untereinander ist Körperkontakt verpönt. Beim Reden könnte man ja was falsches sagen. Dem Hund gegenüber ist das alles erlaubt. Hier werden die verdrängten Emotionen herausgelassen. Es wird gestreichelt, gedrückt, mit Leckerli verwöhnt und auch mal die ganze Lebensgeschichte erzählt.
Die Hunde wirken als Ventil. Sie bringen wieder leben in die alten Leute, erzeugen klare Gedanken oder deutliche Worte, setzen Sprachzentren in Gang, motivieren verkrampfte Muskeln oder den ganzen Körper zu bewegen, zu reden und miteinander zu kommunizieren, auch über die Zeit des Besuches hinaus. Zunehmend erlebe ich, dass sich Heimbewohner erst nach sehr langer Zeit für die Tiere öffnen. Bis zu einem halben Jahr hat es schon gedauert bis der Vierbeinige Besuch das erste mal angefasst wurde, nun aber regelmäßig gestreichelt und gleichzeitig auch gesprochen wird. Solche Erlebnisse gehören für mich zu den besonders wichtigen.
Nicht unerwähnt bleiben soll das Kaninchen Ria. Eine Häsin der Rasse „Thüringer Kaninchen“. Für die Hunde gehört es zum Rudel dazu. Es erfreut sich großer Beliebtheit. Senioren, die die Hunde ablehnen sind meist für das Kaninchen zu begeistern. Danach dann auch für die Hunde. Durch den Einsatz des Kaninchens kann ich meinen Hunden so manche kleine Verschnaufpause verschaffen. Es ist jedes mal aufs neue beeindruckend wie viel Freude und emotionales Wohlbefinden die Heimbewohner bei unserem Besuch erfahren.
Das ist meine Kraftquelle.