Der Südrussische Owtscharka

Die Anzahl der mir persönlich bekannten Hunde der Rasse Südrussischer Owtscharka (SRO) ist nicht sehr groß. Ich kenne sie bei zwei Züchtern, Deckrüdenbesitzern und von Ausstellern auf Hundeausstellungen. Die Aussagen zu Wesen und Verhalten der SRO sind außerordentlich vielfältig. Sie reichen von „normaler Hund mit ausgeprägtem Territorialverhalten“ bis zu „aggressive unberechenbare Bestie“. Bekannt ist, dass im Ursprungsland teilweise bewusst scharfe, aggressive SRO gezüchtet wurden und immer noch einige Zuchtstätten Hunde mit hohem Aggressionspotential züchten.

Ich beschreibe hier die Rasse aus meinen Erfahrungen im Umgang mit unserer SRO Hündin Lena und ihren Welpen sowie Eindrücken aus Begegnungen mit fremden SRO.

Südrusse Owtscharka sind imposante Erscheinungen. Bis auf wenige, sehr unwissende Tierfreunde (nicht Kinder!), lässt die Erscheinung allein Fremde einen gewissen respektvollen Abstand einhalten. Das ist auch notwendig. Auf dem eigenen Territorium entwickelt der SRO mit dem Beginn der Pubertät ein starkes typisches sogenanntes Revierverhalten. Sein Revier ist sein Reich in dem er herrscht, ungern Fremde, hektische oder unübersichtliche Situationen hat. Wer zum „Rudel“ bzw. zum Bekanntenkreis dazu gehört wird toleriert. Außerhalb des Territoriums sind die SRO „normale“ Hunde. Sie sind leicht Leinenführig, lassen sich von anderen Hunden kaum aus der Ruhe bringen, jagen i.d.R. nicht und halten sich bevorzugt immer in der Nähe ihres Zweibeiners auf. Aus dem Vergleich mit anderen Rassen denke ich, dass SRO eine besonders feste Bindung zu ihrem Menschen aufbauen. Alle SRO die ich kenne sind sehr kuschelbedürftig und wollen ihren Menschen am liebsten immer in ihrer Nähe wissen. Trotzdem gibt es mit dem allein bleiben keine Probleme.

Treffen mit anderen Hunden sind unproblematisch solange diese gelernt haben sich unter zu ordnen. Der SRO nimmt für sich in Anspruch Chef zu sein. Normal sozialisierte Hunde akzeptieren das auch. Ich habe nie erlebt, dass Lena ohne Vorwarnung auf einen fremden Hund losgegangen ist. Sie bot immer ein Rennspiel zum „Abchecken“ an. Bei rüpelhaftem Verhalten des anderen Hundes ihr gegenüber würde sie die Verhältnisse jedoch bis zum Ende klären wollen. Mir bleibt dazwischen genug Zeit sie vor der Konfrontation aus der Situation heraus zu nehmen.

SRO lassen sich, wie jeder Hund ausbilden. Haben sie begriffen worum es geht und das Taining erfolgt ohne Druck, haben sie große Spaß daran und arbeiten gern mit. Für eine umfangreichere Ausbildung ist der Clicker das Ausbildungshilfmittel der Wahl. Sie erscheinen nicht so, aber der Südrusse ist außerordentlich wendig und schnell. Die Umsetzung einfacher Kommandos im Alltag kann hingegen schon mal etwas länger dauern.

Wer sich einen Partner wünscht, mit dem er respektvoll und wohlwollend konsequent gemeinsam leben möchte, findet diesen auf jeden Fall in einem gut sozialisierten Südrussen. Wer einen Grundstücksbewacher mit Zwingerhaltung möchte oder einen Hund der „gehorcht“ sollte die Finger davon lassen.

Besonders passend für die Beschreibung des SRO finde ich die Aussage von Konrad Lorenz: „Hundeverhalten ist zu 100% ererbt und zu 100% erworben.“

In dem Sinne: Es ist alles möglich – vom idealen Partner bis zur Bestie. Vermeidet alles, was das Vertrauen des Hundes in den Menschen beschädigen kann, damit Hund vertraut und sicher mit uns umgehen kann.